Schutz der kritischen Infrastruktur Gas vor Fremdeinwirkungen durch Dritte

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Schutz der kritischen Infrastruktur Gas vor Fremdeinwirkungen durch Dritte

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Gasfernleitungen gehören zur kritischen Infrastruktur - sie sind für die Energieversorgung der Industrie und der Bevölkerung unerlässlich. Das Gasnetz der Fern- und Verteilerleitungen erstreckt sich innerhalb Deutschlands auf über 510.000 km [1] und dient gemeinsam mit den Hausanschlussleitungen der Energieversorgung. Nach dem Energiewirtschaftsgesetz [2] müssen die Versorgungssicherheit und die Technische Sicherheit dieser Leitungen gewährleistet sein. Die Technische Sicherheit wurde in den vergangenen Jahren in den Bereichen Korrosionsschutz, Pipelinebau, Überwachung und Inline-Inspektionssysteme deutlich erhöht. Dies zeigen internationale und nationale Statistiken, in denen die Schadenshäufigkeit pro 1000 km und Jahr stetig geringer wird [3, 4].

Trotz der hohen Integrität von deutschen Gasleitungen sind Großschadensereignisse wie in Ghislenghien (2004) [5], Gräveneck (2007) [5] und Oppau (2014) [5] auch zukünftig nicht voll-kommen auszuschließen.

Hauptursachen für solche Ereignisse sind äußere Einwirkungen (external interference), insbesondere durch Bagger, Bohrer sowie land- und forstwirtschaftliche Geräte wie sich aus den Daten der EGIG (European Gas Pipeline Incident Data Group, einem Zusammenschluss der 17 wichtigsten europäischen Betreiber von Gastransportleitungen), ableiten lässt, Bild 2. In Deutschland sind solche Ereignisse insbesondere an Gasfernleitungen äußerst selten. Die Wahrscheinlichkeit von Unfällen durch Fremdeinwirkungen bei Verteilungs- und Hausanschlussleitungen ist dagegen sehr viel höher. Allerdings sind Auswirkungen mit Sach- und Personenschäden meistens erheblich geringer.
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) hat einen sehr hohen Sicherheitsstandard definiert, um die Technische Sicherheit von Pipelines bei Planung, Bau und Betrieb zu gewährleisten und damit Mensch und Umwelt vor möglichen Gefahren einer Gasleitung zu schützen. Sicherheitsmaßnahmen für Erdarbeiten sind in vielen Regelwerken wie den DVGW Arbeitsblättern GW462-1, GW315 und GW381, TV A-StB 12 oder auch BGI 759 als organisatorische Maßnahme geregelt. Bei den rund 1 Million Bauaktivitäten jährlich in Deutschland kommt es trotz dieser Maßnahmen immer wieder zu Unfällen an Gasleitungen. Etwa 80% der Schäden an Leitungen sind als „human error“ auf Arbeiten mit Baumaschinen zurückzuführen. Durch Ausbildung, Stärkung der Sicherheitskultur und zusätzliche technische Maßnahmen soll das Sicherheitsniveau in der Bauwirtschaft kontinuierlich erhöht werden. So ist BALSIBAU eine Initiative des DVGW, um den Ausbildungsstandard von Baggerfahrern und Bohrungsunternehmen zu erhöhen. Leider ist das Training noch nicht verpflichtend. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Unfallprävention ist ein zentrales Informationssystem für Gasleitungen - eine Schnittstelle zwischen Bauindustrie und Gasnetzbetreiber. Im Jahr 2015 haben mehrere Gasnetzbetreiber das Bundesweite Informationssystem zur Leistungsrecherche (BIL) als Informationsplattform für kritische Infrastrukturen in Deutschland gegründet. BIL ist eine wichtige Präventionsmaßnahme.

Zur weiteren Erhöhung des derzeitigen Sicherheitsstandards von Gastransport- und Verteilleitungen muss der Schutz der Gasinfrastruktur vor äußeren Einwirkungen verbessert werden. Insbesondere in Deutschland nimmt die Bevölkerungsdichte zu, während die öffentliche Akzeptanz von Ereignissen kontinuierlich abnimmt. Potentielle Gefahren von Gasleitungen werden in der Öffentlichkeit immer stärker wahrgenommen, während die Chancen durch die Infrastruktur Gas gerade im Zusammenspiel mit regenerativen Energien oftmals nicht oder nicht vollständig erkannt werden. Erneuerbare Energien sind in Deutschland sehr beliebt und scheinen im Vergleich zu Erdgas unbegrenzt und mit weniger potenziellen Gefahren verfügbar zu sein. Deshalb können Unfälle an Gasleitungen und insbesondere ein katastrophales Ereignis schnell zur Forderung nach noch mehr Sicherheit führen. Die kontinuierliche Prüfung und Verbesserung des bestehenden Sicherheitskonzepts für Gasleitungen durch die Fachkreise des DVGW wird immer wichtiger. Innovative Pipeline-Sicherheitskonzepte sind notwendig, um die möglichen Einwirkungen durch Dritte künftig weiter zu reduzieren.

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